Warum Kraft?

Matthias Kraft
© L. Kraft

Liebe Freundinnen und Freunde,

als weißer Mann über 50 unterliegt man gefühlt einem besonderen Rechtfertigungsdruck, wenn man gerade bei uns Grünen noch ein hohes politisches Amt anstrebt. Der Druck scheint sogar zu wachsen, wenn man ein unbeschriebenes Blatt in der Partei ist. 

Für mich ist das absurd. Immer war es mein Anspruch an jeden in verantwortungsvoller Position, vor allem an mich selbst, für die notwendigen Entscheidungen ausreichend Wissen und Erfahrung gesammelt zu haben. So sehe ich in der Wirtschaft den Berufsmanager ohne jeden Bezug zum jeweiligen Unternehmen oder Produkt genauso kritisch, wie in der Politik den Berufspolitiker ohne spezifischen fachlichen Hintergrund. Während dieser Typus in der Wirtschaft den Zenit überschritten hat, scheint er in der Politik noch auf dem Vormarsch zu sein. Die Risiken, die sich ergeben, wenn die politische Karriere das primäre Berufsziel ist, treffen derzeit vor allem die länger etablierten Parteien. Das sollte auch in Zukunft so bleiben.

In einem Parlament mit einer Nenngröße von knapp 600 Mitgliedern – dank der CSU meist deutlich mehr – muss es aus meiner Sicht in möglichst vielen Fachbereichen auch Spezialist:innen geben. Das gilt ebenso für die Besetzung der einzelnen Fraktionen – vor allem einer wachsenden wie unserer. Die Notwendigkeit von Pluralität gilt auch für Erfahrung und Fachwissen.

In der Politik bin ich neu und unverbraucht – quasi jugendlich. Mein Leben lang habe ich mich mit Innovationen und der Vermittlung zwischen unterschiedlichen Disziplinen beschäftigt – der juristischen, digitalen und künstlerischen. Ich bin ein Vielgereister, der seinen Lebensmittelpunkt seit Jahrzehnten in Bayern hat. Meine Familie – Frau und drei Töchter (15, 20, 22) – unterstützt mich und bringt sich energisch mit vielen Aspekten in meine politische Arbeit ein.

Genau jetzt fühle ich mich reif und unabhängig genug, um mein Wissen auch im Bundestag einzubringen. 

Justiz & Digitalisierung

Ich bin Jurist – Anwalt, seit kurzem auch Mediator – mit einem Hang zu Grundrechten und einer Neigung, die Schwächeren zu stützen. Seit mehr als 30 Jahren ist mein Fachgebiet Digitalisierung im Recht. Zunächst wissenschaftlich, später in der Verlagsbranche und als Berater – von Familienunternehmen bis zu internationalen Konzernen. 

Justitia dient heute leider eher als Generalschuldige für missglückte politische Vorhaben, denn als willkommene Streitschlichterin. Das muss sich ändern. Ich möchte mich für eine effizientere, schnellere und besser akzeptierte dritte Macht im Staate einsetzen:

  • Insgesamt muss die Ausstattung verbessert werden. Die Justiz muss auf Augenhöhe mit Legislative und Judikative, aber auch mit ihren rechtsuchenden Kunden agieren können.
  • Möglichkeiten der Digitalisierung (LegalTech) müssen konsequent ausgeschöpft werden für mehr Transparenz, einheitlichen Informationsstand und mehr Automatisierung von formalisierten Verfahren.
  • Außergerichtliche Streitbeilegung wie Mediation muss besser in die Ausbildung und die Verfahren integriert werden.
  • Die Parteien müssen vor Gericht auf Augenhöhe agieren können. Ungleichgewichte sind besser auszugleichen.

Kunst

Meine zweite Passion gilt der darstellenden Kunst. Seit der Schulzeit habe ich mich konsequent fortgebildet und bin aktiv tätig. So betreibe ich beispielsweise eine kleine Schauspielagentur spezialisiert auf besonders schwache Glieder der Kette: Kinder, Jugendliche und Geflüchtete.

Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Kunst den Stellenwert hat, der ihr vom Grundgesetz zugestanden wird. Schlaglichter:

  • Kunst ist kein verzichtbares Freizeitvergnügen, auch nicht in Krisenzeiten. Die Kunstfreiheit ist in der Verfassung eigens verankert und muss vom Staat geschützt werden.
  • Kunst ist eine Vollzeittätigkeit für viele Beteiligte. Wer sie ausübt, muss davon auch leben können.
  • Kunst ist ein Abbild der pluralen Gesellschaft. Sie muss die Freiheit und die Mittel haben, dies auch umzusetzen.

Lokalpolitik

Die letzte Wahl war für die Grünen in unserer Stadt, wie auch für mich selbst erfolgreich. Seither betreiben wir gestärkt eine sehr engagierte und sichtbare Politik. Aber die Bewältigung von grünen Themen wird immer auch als Eingriff in erreichten Wohlstand wahrgenommen. Dieser Eingriff fällt Lokalpolitiker:innen mit viel unmittelbarerem Kontakt zu den Wähler:innen besonders schwer.

Ohne klare Leitlinien und legislative Unterstützung von Bund und Land sind die aktuellen Krisen, allen voran die Klimakrise, deshalb nicht zu bewältigen. Ich möchte mich beispielsweise engagieren für

  • mehr und klarere legislative Unterstützung und finanzielle Förderung beim Ausbau von Fuß-, Rad- und öffentlichem Personennahverkehr auch zulasten des motorisierten Individualverkehrs,
  • mehr Unterstützung vor allem des ländlichen Raumes bei innovativen Alternativen zum PKW,
  • mehr Freiheiten bei der Verkehrsgestaltung, etwa bei Tempolimits oder Verkehrsberuhigung,
  • bessere Unterstützung von Naturschutz, z.B. beim Baumschutz,
  • klare Balance zwischen notwendigen innerstädtischen Grünflächen und sinnvoller Nachverdichtung,
  • zukunftsorientierte dezentrale Energiekonzepte,
  • einen deutlicheren Fokus auf nachhaltige Landwirtschaft.

Für die Bundestagswahl bewerbe ich mich um einen Listenplatz und wünsche mir eine aussichtsreiche Plazierung.

P.S.: Im Übrigen bin ich der Meinung, Kinder sollten bei jeder Wahl eine Stimme haben!